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Ramadan und Unterricht – Wie geht es da den muslimischen Schüler*innen?

Ramadan Symbol

Ramadan und Unterricht – für manche Lehrende scheint sich das gegenseitig auszuschließen.

„Die Schüler*innen können sich nicht konzentrieren!“ „Sie sind ein Monat lang müde.“ „Wie sollen sie ihre Leistung erbringen?“ – dies hört man Lehrende immer wieder sagen.

Viele können nicht mitansehen, dass die Kinder hungrig und durstig sind. Und sind hin und her gerissen zwischen Gedanken wie „Was soll ich denn schon machen?“ und „Das geht so nicht!“.

Was bedeutet Ramadan den Muslim*innen?

Einmal im Jahr fasten Muslim*innen einen Monat lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Es heißt, man wartet mit dem Essen und Trinken, bis es so dunkel ist, dass man eine weiße und eine schwarze Katze nicht mehr voneinander unterscheiden kann. In der jetzigen Jahreszeit beträgt die Fastenzeit circa 15 Stunden pro Tag.

Der Ramadan wandert jedes Jahr im Kalender um circa 11 Tage nach vorne, da sich die muslimischen Monate nach dem Mond richten.

Wann er ganz genau beginnt, weiß man erst, wenn sich die Halbmondsichel zeigt. In den östlich gelegenen muslimischen Ländern beginnt der Ramadan häufig einen Tag früher als in den westlich gelegenen.

Ausgenommen vom Fasten sind Kinder, Schwangere, Frauen während ihrer Tage, Reisende, Kranke und alte Menschen.

Während des Tages wird auf Essen, Trinken, Sex, Rauchen, Fluchen und schlechte Gedanken verzichtet. Das Fasten dient dazu, nachzuvollziehen, wie es den Menschen auf der Welt geht, die das ganze Jahr nicht genug zu essen haben.

Außerdem versucht man durch den Verzicht, den eigenen Willen und das Durchhaltevermögen zu trainieren. Während des Ramadans bemüht man sich, seinen Glauben zu stärken.

Die Stimmung während des Ramadans ist vergleichbar mit der im Advent. Es werden spezielle Speisen gekocht und Kekse gebacken. Die Vorfreude auf das gemeinsame Essen mit Familie, Nachbarn und Freunden ist groß.

Die 27. Nacht des Ramadans wird besonders gefeiert – es ist die Nacht des Schicksals.

Am Ende des Ramadans findet das Fest des Fastenbrechens oder Zuckerfest – wie es in der Türkei genannt wird – statt. Verwandte werden besucht und die Kinder bekommen neue Kleider und Süßigkeiten.

Vielen Muslim*innen bedeutet der Ramadan sehr viel

Es ist ein besonderer Monat im Jahreslauf.

Das gemeinsame Kochen und Essen, die besondere Stimmung beim Frühstück am Morgen vor Sonnenaufgang und das gemeinschaftliche Fasten, bei dem Muslim*innen zusammen am übergeordneten Ziel der Standhaftigkeit arbeiten, machen den Ramadan zu einem Highlight im Jahr. Das man trotz der Entbehrungen nicht missen will.

In der muslimischen Welt läuft der Alltag während des Ramadans etwas gemächlicher ab. Da so gut wie alle fasten, sind viele nachsichtiger, da sie wissen, wie es dem Gegenüber ergeht. Andere sind wegen des Hungers und des Verzichtens auf das Rauchen gereizter als sonst.

Ramadan und Unterricht in der muslimischen Welt

Die Schulen sind auch während des Ramadans offen – manche beginnen etwas später. Auch Prüfungen finden statt.

Die Muslim*innen, die in Europa fasten, haben es etwas schwieriger. Einerseits sind während des Großteils des Jahres die Fastentage länger als in muslimischen Ländern, weil es hierzulande länger hell ist.

Andererseits sind die Leistungsanforderungen an sie gleich wie im restlichen Jahr. Außerdem ist es für manche schwierig, Menschen im Umfeld essen, trinken und rauchen zu sehen. Manche Muslim*innen kommen durch Arbeit oder Ausbildung am Abend nicht rechtzeitig dazu, das Fasten zu brechen. Welche Momente für Muslim*innen hierzulande schwierig sind, sehen Sie im Kurzfilm: Unsichtbare Helden des Ramadans

Darüber hinaus fühlen sich viele genervt von den Fragen des nicht fastenden Umfelds, die – gefühlt – jedes Jahr die gleichen sind, wie die Satire-Gruppe Datteltäter beschreibt:

„Wasser auch nicht?“

„Ist das gesund?“

„Warum macht man das?“

Die Ansichten über gesundheitliche Aspekte sind unterschiedlich. Was das Essen betrifft, ist der Ramadan dem in Europa immer beliebter werdenden Intervallfasten nicht so unähnlich.

Ganz allgemein, wird nicht alles, was Menschen gerne tun und feiern, auf ihren gesundheitlichen Wert überprüft

In der Schule hierzulande machen sich Lehrende Gedanken um das Wohlergehen und die Gesundheit ihrer Schüler*innen.

Einerseits, weil manche nicht wissen, dass die Speisen am Abend und in der Nacht so abgestimmt sind, dass genügend Nährstoffe und Flüssigkeit aufgenommen werden.

Andererseits, weil manche Kinder doch Probleme mit dem Fasten haben.

Wenn Sie merken, dass Ihre muslimischen Schüler*innen Probleme mit dem Fasten haben, ist es wichtig, mit ihnen zu reden. Und möglicherweise mit den Eltern. Wenn nötig, auch mit den Islamlehrenden.

Ein No-Go wäre es, Kinder zum Trinken oder Essen zu überreden und etwa zu sagen: „Sieht doch keiner!“

Es ist wichtig, im Kontakt mit den muslimischen Schüler*innen und ihren Eltern zu bleiben, wenn Sie Bedenken haben.

Und das Fasten der Muslim*innen an sich anzuerkennen, da das Wohlergehen und die Gesundheit nicht nur das physische Wohl, sondern auch das psychische mitumfasst. Wenn Schüler*innen Ablehnung oder Abwertung, was ihre Traditionen betrifft, spüren, ist die Situation für sie sehr herausfordernd.

Einige muslimische Verbände, wie der österreichische IGGÖ, empfehlen Schüler*innen in Bezug auf Ramadan und Unterricht, das Fasten zu unterbrechen, wenn der Unterricht körperlich anstrengend ist.

Obwohl Kinder vom Fasten ausgenommen sind, gibt es manche, die dennoch ausprobieren möchten, 1-2 Tage mitzumachen. Da es als Zeichen des Erwachsenwerdens gilt, wenn man viele Tage fasten kann, gibt es manchmal Gruppen von muslimischen Kindern, die um die Wette fasten, obwohl sie eigentlich noch zu jung sind.

Wenn Sie spüren, dass dies einem Kind auf irgendeine Weise nicht guttut, ist es wichtig, mit ihm und seinen Eltern darüber zu reden.

Wie in vielen anderen Bereichen, gibt es auch in Bezug auf den Ramadan, Schüler*innen, die zum Fasten gedrängt werden. Von den Eltern, von der Community, von Freunden. Andere wiederum wollen von sich aus mitmachen. Und andere fasten gegen den Willen der Eltern.

Ramadan und Unterricht – Wie können Lehrende mit dem Fasten in der Schule umgehen?

  • Sie müssen das Fasten nicht gut finden.
  • Für das Wohlergehen der Muslim*innen in Ihrer Klasse ist es jedoch wichtig, dass Sie das Fasten anerkennen.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, Schüler*innen tut das Fasten nicht gut, sprechen Sie sie darauf an und reden Sie mit den Eltern.
  • Nicht nur der Ramadan kann Grund für Unkonzentriertheit und Müdigkeit sein. Sind Sie auf dem Laufenden, was im Leben Ihrer Schüler*innen gerade los ist?
  • Echtes Interesse – jenseits von Suggestivfragen – kommt oft sehr gut an.

Vielleicht werden Sie ja einmal zum Fastenbrechen-Essen eingeladen?

Sehr interessante Ansichten, wie Schüler*innen, Eltern und Lehrende das Fasten sehen, lesen Sie hier: Ramadan in der Schule – Was sagen die Betroffenen?

Mehr Informationen zur Zusammenarbeit mit muslimischen Familien finden Sie hier: Arbeiten mit muslimischen Familien

 

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