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Unterschiedliche Sprachniveaus: Wie kann der Unterricht gestaltet werden, damit Mehrsprachigkeit nicht zum Nachteil für Muttersprachler*innen wird?

Unterschiedliche Sprachniveaus ist eines der herausforderndsten Themen in der Schule hierzulande. Und das nicht so sehr, weil Unterschiede in der Beherrschung einer Sprache ein Problem darstellen – in einer Familie mit mehreren Kindern ist das sogar der Alltag.

Es macht deshalb so eine große Mühe, weil die Schule – so wie sie derzeit allgemein organisiert ist – vom Ansatz ausgeht, dass Kinder gleichen Alters zur gleichen Zeit das Gleiche lernen.
Und weil meist eine einzige Lehrperson sie dazu bringen soll.

Bleibt man bei diesem Ansatz, gibt es mehrere Wege, damit umzugehen

Man kann z.B. versuchen, die Schüler*innen mit allen Mitteln dazu zu bewegen, noch mehr zu leisten. Das bedeutet möglicherweise, dass sie mehr Stunden in der Woche mit Schule und Aufgaben verbringen als eine Vollzeit angestellte Person. Manche Kinder wird das anspornen, über sich hinauszuwachsen. Manche wird das überfordern und es wird an ihrem Selbstwert nagen. Manche langweilen sich möglicherweise dennoch dabei im Unterricht.

Einige Lehrende fordern am meisten von sich selbst und machen Überstunde über Überstunde. Oft unbezahlt und unbemerkt. Oft ohne Dank. Und irgendwann ist dann das Maß voll.

Andere gehen mit der Situation so um, dass sie innerlich resignieren und alles laufen lassen. Man schleppt sich von Tag zu Tag in die Schule und hangelt sich von Wochenende zu Wochenende. Das ist dann das Leben – möglicherweise die nächsten Jahrzehnte lang.

Einige suchen neue Wege. Das kann bedeuten, Umwege zu gehen. Zeit und Mühe zu investieren. Sich außerhalb des Gewohnten zu wagen. Sich überall umzuschauen, was funktionieren könnte. Und sich von Bereichen inspirieren zu lassen, die auf den ersten Blick gar nichts mit Schule zu tun haben. Und die dabei möglicherweise Schwierigkeiten in Gelegenheiten verwandeln.

Die Situation, dass laufend neue Kinder in die Klasse kommen und beinahe jedes sein eigenes Sprachniveau hat, wird sich vermutlich so schnell nicht ändern

Egal, welche politische Farbkombination gerade vorherrscht.

Solange es irgendwo in der Welt Konflikte gibt und Menschen sich das Leben nicht mehr leisten können, werden sie sich so lange auf die Suche begeben, bis sie Sicherheit und eine Möglichkeit der Existenzsicherung gefunden haben.

Deswegen ist es auf individueller und gesellschaftlicher Ebene hilfreich, sich nicht nur irgendwie drüber zu retten, sondern sich aufzumachen, Lösungen zu suchen, die für die Lehrenden, die Schüler*innen und die Gesellschaft Sinn machen.

Man kann die Situation, die Politik, die Rahmenbedingungen finden, wie man will. Darauf haben die meisten Lehrenden wenig Einfluss. Worauf jedoch jeder Mensch Einfluss hat, ist der unmittelbare Bereich um sich herum. Und diesen Einflussbereich gilt es bestmöglich zu nutzen. Für sich selbst. Um für sich ganz konkrete, mögliche Lösungen zu finden.

Durch diese Situation, dass beständig neue Kinder mit unterschiedlichem Niveau dazu kommen, wird in der Schule sichtbar, was bereits da war, nur an vielen Orten sehr verborgen: Nämlich dass jedes Kind im eigenen Rhythmus lernt und es als Lehrperson wirklich schwierig ist, dagegen ankämpfen zu müssen, weil man einen Lehrplan einhalten muss. Was für eine unglaublich herausfordernde Aufgabe, die einen Kinder bei Laune zu halten, die sich langweilen und die anderen zu motivieren, die sich überfordert fühlen!

Ideen für unterschiedliche Sprachniveaus

Begeisterung:

Ob wir uns etwas merken oder nicht hängt in großem Maße davon ab, wie intensiv unsere Emotionen in der Lernsituation sind. Je emotionaler der Moment ist, umso besser behalten wir das Gelernte in Erinnerung. Hier ein interessantes Kurzvideo dazu: Wie lernen am besten gelingt?
Kannst du für 5 Minuten am Tag das Curriculum und die Bücher beiseitelegen und mit deinen Schüler*innen etwas tun und mit Sprache begleiten, was sie persönlich interessiert? Fußballsticker einkleben, Schminktipps austauschen, ein Lego-Auto bauen?
Wie kannst du deine Begeisterung für sie um 1% erhöhen?

Beziehung:

In muslimischen Kulturen kommt die Beziehungsebene vor der Sachebene. Deshalb ist es so wichtig, zuerst die Beziehung aufzubauen und zu pflegen und erst dann zu den Inhalten zu kommen. Auf lange Sicht ist man so viel schneller.
Wie kannst du die Beziehung zu deinen Schüler*innen um 1% stärken?

Motherese:

Wir alle haben schon einmal eine Sprache erlernt – zumindest die Muttersprache. Diese haben wir in der Beziehung mit unserer Bezugsperson, die uns sprachlich unterstützt hat, die Welt zu entdecken und meist über die allerkleinsten Fortschritte begeistert war, anstatt uns zu bewerten und uns zu korrigieren. Denn selbst Kinder im sprachtalentiertesten Zeitfenster lernen nicht mit Buch, Stift und Heft – das würde sogar den Spracherwerb verzögern.

Horizontales Lernen:

Auf lange Sicht können sich Lehrende viel Zeit und Arbeit ersparen, wenn sie Schüler*innen dahin begleiten, sich mit Materialien mit Selbstkontrolle untereinander den Stoff erarbeiten. Dabei kann auch leichter auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten Rücksicht genommen werden. Außerdem trainieren die Schüler*innen dabei, Teamfähigkeit und Verantwortung füreinander zu entwickeln. Eine hilfreiche Möglichkeit ist das Jigsaw-Puzzle: The Jigsaw Classroom

Bewegung:

Um sich Lernstoff besser einzuprägen, hilft Bewegung. Nicht nur in den Pausen. Sondern auch gemeinsame Hüpfminuten während der Stunde. Oder beispielsweise Laufdiktate und Ähnliches.

 

Anregungen, wie der Unterricht in der Vielfalt gestaltet werden kann, findet man auch in diesem Buch von Elisabeth Kossmeier: Einzelnen gerecht werden

Oft sind es die Eltern, die Angst um die Lernfortschritte ihrer Kinder in vielfältigen Klassen haben und sich fragen, ob die Mehrsprachigkeit nicht zum Nachteil der Muttersprachler*innen wird.
Natürlich kann das passieren, wenn man nicht darauf achtet.
Wie Mehrsprachigkeit jedoch zur Bereicherung von allen Kindern in der Klasse werden kann, siehst du in folgendem Video: Comparons nos langues Wie wäre es, wenn jeder mal Lernende*r, mal Wissende*r wäre?

Mehr Informationen über neu ankommende Kinder findest du in diesem Artikel: Was sind die größten Schwierigkeiten von Kindern, wenn sie neu in unser Schulsystem kommen?

 

 

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