„Ich finde es ja wichtig, mit den Eltern zu reden,“ sind sich viele Lehrende einig. Aber: Wie schaffe ich es, dass die muslimischen Eltern in die Schule kommen?“ fragen sich so manche.
„Interessieren sie sich nicht für das Weiterkommen ihrer Kinder?“ „Ist ihnen Schule egal?“ „Ist es ihnen zu viel Aufwand, in die Schule zu kommen?“ Die Vermutungen entwickeln manchmal ihr Eigenleben, wenn man um die Hintergründe nicht weiß.
In einigen muslimischen Ländern haben Eltern wenig mit der Schule zu tun. Manchmal bringen und holen Schulbusse die Kinder.
Für die Leistungen und das Verhalten der Kinder in der Schule sind die Lehrenden zuständig.
Eltern werden meistens nur dann in die Schule gerufen, wenn etwas Schlimmes vorgefallen ist.
Dass hierzulande Schule ein Zusammenspiel von Lehrenden, Schüler*innen und Eltern ist, ist für viele neu
Deshalb ist auch vielen nicht klar, was von ihnen erwartet wird.
Abgesehen davon gibt es noch andere Hemmschwellen für manche muslimische Eltern, dass sie nicht in die Schule kommen:
Einige Eltern haben noch Erinnerungen an ihre Schulzeit, die nicht sehr angenehm sind. Sie verbinden Schule mit Versagensängsten, Beschämung und Stress.
Diese unangenehmen Erinnerungen können wieder auftauchen, wenn man wieder in einer Schulsituation ist.
Das wird noch verstärkt, wenn man noch nicht so gut Deutsch kann und sich wie ein Kind fühlt, weil man sich nicht gut ausdrücken kann.
Selbst, wenn man schon gut Deutsch spricht, ist für manche die Sprache in der Schule unverständlich. Vielen fällt es schwer, sich das einzugestehen. Wörter wie Förderbedarf, Mitteilungsheft, Geo-Dreieck, usw. können eine Herausforderung sein, die Muttersprachler*innen gar nicht auffällt.
Manche Eltern haben Bedenken, in die Schule zu kommen, aus Angst zu hören, dass sie als Eltern unzulänglich sind. Dass sie ihr Kind nicht ordentlich erziehen können. Oder dass es nicht gut in der Schule ist.
Manche Eltern wollen nicht allein in die Schule kommen. Sie wären lieber in einer Gemeinschaft von Landsleuten.
Manche Eltern haben schwierige Arbeitszeiten. Oder keine Kinderbetreuung.
Kommen Sie mit muslimischen Eltern in Kontakt, damit Sie gemeinsam für die Kinder das Beste erreichen!
Ich übersetze für Sie die muslimischen Kulturen.
Wenn es so viel Hemmschwellen gibt:
Wie schaffe ich es, dass die muslimischen Eltern in die Schule kommen?
Es gibt viele Möglichkeiten, es den Eltern leichter zu machen, an Elternsprechtagen und Elternabend zu kommen.
Natürlich kann man sich dann fragen: „Warum soll ICH es eigentlich den Eltern leichter machen? Es ist IHRE Aufgabe, sich um die Leistungen ihrer Kinder zu kümmern!
Sie können sich auch dagegen entscheiden, es den Eltern leichter zu machen. Auch hier hat man die Wahl zwischen: Recht haben und glücklich sein.
Wenn Sie es jedoch den Eltern leichter machen und durch die Kontakte die Beziehung zu diesen aufbauen und verbessern, wird dies auch Ihren Alltag erleichtern.
Durch die gute Beziehung mit den Eltern bekommt man schneller Einblicke, wo etwas hakt und wie man das beseitigen kann.
Man hat dann bereits eine gute Gesprächsbasis, wenn es Probleme gibt.
Eltern können besser unterstützen, wenn sie wissen, was von ihnen erwartet wird.
In der Zusammenarbeit mit Eltern kann man immer wieder mal Umwege gehen, um schneller ans Ziel zu kommen. In diesem Video können Sie sehen, wie man über Umwege schneller zum Ziel kommt: Experiment Jugend – „Welche Kugel rollt schneller?“
Also:
Wie schaffe ich es, dass muslimische Eltern in die Schule kommen?
In Mitteleuropa schickt man dazu üblicherweise eine Einladung per Mail oder gibt sie dem Kind mit. Es wird erwartet, dass man auf das Mail antwortet oder das Mitteilungsblatt unterschreibt und dem Kind wieder mitgibt. Und dass man dann kommt. Doch das bleibt manchmal aus.
In vielen muslimischen Kulturen wird nämlich alles Wichtige mündlich weitergegeben
Der Rückkehrschluss ist also: Wenn man nicht mündlich eingeladen wurde, wird es schon nicht so wichtig sein.
Wenn es Ihnen also wirklich wichtig ist, dass muslimische Eltern zum Elternsprechtag kommen, ist es sinnvoll, sie anzurufen oder sie beim Bringen oder Abholen der Kinder einzuladen.
Und dann zu sagen, dass man erwartet, dass sie kommen.
Manche Eltern erreicht man jedoch telefonisch schwer. Und die Kinder kommen alleine in die Schule. Also sieht man die Eltern in der Schule auch nicht.
Einige Lehrende haben in solchen Fällen damit gute Erfahrungen gemacht, dass sie die Eltern zum Beispiel am Dönerstand oder auch zu Hause besuchen.
Natürlich ist das ein Aufwand. Ein zusätzlicher. Ein unbezahlter. Aber auch eine unbezahlbare Investition. Wenn man die Beziehung zu einer Familie aufbaut, baut man nicht nur die Beziehung zu einer Familie auf. Sondern es spricht sich auch in der Community herum, welche Beziehungsqualität in der Klasse herrscht.
Und man hat damit die Grundlage der guten Zusammenarbeit mit einigen Familien ein Umfeld geschaffen. Auch für zukünftige Schulkinder. Diese Investition kann Ihren Arbeitsalltag auf lange Sicht erleichtern.
Wie Sie wahrscheinlich schon beobachtet haben, kommen nicht alle Eltern zur vereinbarten Uhrzeit.
In manchen muslimischen Kulturen ist es nicht unpünktlich, eine halbe Stunde später zu kommen
Und auch nicht unhöflich.
Man hat hier mehrere Möglichkeiten:
Man kann den Eltern schon beim Terminausmachen klar sagen, dass man sie genau zur vereinbarten Uhrzeit erwartet.
Oder auch den Termin für eine halbe Stunde früher ausmachen.
Man kann kurz vor dem Termin anrufen und sich vergewissern, dass sie rechtzeitig kommen.
Wichtig ist, dass es eine Lösung ist, die für SIE stimmig und konstruktiv ist.
Einige Schulen bestehen darauf, dass jegliche Kommunikation mit den Eltern auf Deutsch läuft. Ja, es ist wichtig, dass Eltern gut Deutsch können. Für das Umfeld und für sie selbst. Es erleichtert das Miteinander-leben.
Und gleichzeitig geht es bei Elternsprechtagen und Elternabenden um das gegenseitige Verstehen. Es ist kein Moment, um zu erziehen.
Sondern es geht darum, sich auszutauschen, um noch besser zusammenzuarbeiten.
Und wenn die Sprachkenntnisse dafür nicht ausreichen, ist es sinnvoller, sich Unterstützung zu holen. Durch Dolmetscher*innen, interkulturelle Mediator*innen oder Elternbuddys.
Wie schaffe ich es, dass die muslimischen Eltern leichter in die Schule kommen?
Es reicht nicht aus, zu sagen, dass Eltern hierzulande auch ihre Verantwortung für die Schule tragen, sondern es ist wichtig, zu erklären, WAS genau sie tun sollen. Und WIE sie es genau tun sollen.
Unter anderem, dass sie zur vereinbarten Uhrzeit zu den Elternterminen kommen.
Es ist wichtig, klar zu sagen, was man von ihnen erwartet. Dazu ist es gut, sich in einem ruhigen Moment zu überlegen, wie für Sie Elternzusammenarbeit ausschauen soll.
Wenn die Eltern merken, dass die Atmosphäre in der Schule haltgebend, aber gleichzeitig wohlwollend ist, wird die Angst vor Beschämung, Stress und Unzulänglichkeitsgefühlen schwinden. Und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie zu den Elternabenden und Elternsprechtagen kommen.
Das wird noch verstärkt, wenn sie dort sprachlich unterstützt werden und sie Sie verstehen und sie sich verstanden fühlen.
Dabei können beispielsweise Elternbuddys aus anderen Klassen helfen, die die Sprache der Eltern sprechen. Die Elternbuddys können den Eltern auch über das Gefühl hinweg helfen, dass sie die Einzigen aus ihrer Community sind.
Mehr über Elternzusammenarbeit erfahren Sie in dem Blogartikel: Wie erkläre ich den Eltern, dass es wichtig ist, sich an bestimmte Vereinbarungen zu halten?
Kommen Sie mit muslimischen Eltern in Kontakt, damit Sie gemeinsam für die Kinder das Beste erreichen!
Ich übersetze für Sie die muslimischen Kulturen.