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Gewalt in der Schule – 7 übersehene Lösungsansätze

Eine beleidigende Aussage über die Mutter. Und schon beginnt – wie auf Knopfdruck – die Gewalt in der Schule.
Nun hat man als Lehrperson zwei Möglichkeiten, mit dieser Gewalt in der Schule umzugehen:

Marilee Adam nennt sie in ihrem Buch „Change your questions, change your life“ den „judger mindset“ und den „learner mindset“.

In der verurteilenden Haltung stellt man sich Fragen wie:
„Wer ist schuld?“
„Warum sind die nur so….?“
„Wie kommen wir dazu, dass….?“
„Was geht mich das an?“

In der lernenden Haltung geht es um Fragen wie:
„Was will ich für mich und andere?“
„Was denkt, fühlt und will die andere Person?“
„Wenn ich daraus etwas lernen möchte, was wäre das?“
„Übernehme ich Verantwortung?“
„Was ist möglich?“
„Was ist das Beste, das ich jetzt tun kann?“

Man hat also die Wahl zwischen:

Recht haben oder glücklich sein

Zwischen den Gedanken:
„Das darf ich mir ja nicht gefallen lassen!“ und
„Ich unternehme jetzt alles, was mir möglich ist, um eine nachhaltige friedliche Grundlage für mich und die anderen in der Klasse zu schaffen.“

Wenn Sie sich für das „Glücklich-sein“ entscheiden, können Sie die nachfolgenden oft übersehenen Lösungsansätze beim Umgang mit Gewalt in der Schule unterstützen.

Woher die Gewalt kommt, wird Inhalt eines anderen Blogartikels sein.
Wer sich jedoch jetzt bereits für das „Warum“ interessiert, findet dazu Hintergrundinformationen im Video Wer den Wind sät von Michael Lüders

Und in den Büchern:

Am Anfang war Erziehung von Alice Miller

Wut, Schuld & Scham von Liv Larsson

Die große Heuchelei von Jürgen Todenhöfer

Erziehung prägt Gesinnung von Herbert Renz-Polter

oder in meinem Buch: Die muslimische Welt in deutschsprachigen Schulen

In diesem Blogartikel geht es jedoch um:

Gewalt in der Schule – was tun?

Um Gewalt nachhaltig entgegen zu wirken, ist es wichtig, Gewalthandlungen den Boden zu entziehen.

Sehr oft jedoch erlebt man, dass Aggression in der Schule einen Machtkampf lostriggert.
Wie viele schon erlebt haben, gibt es bei Machtkämpfen nur Verlierer – auf allen Seiten. Und auf lange Sicht nie einen Gewinner.

Dass auch Strafen so gut wie keine Wirkung zeigen, belegen die Ergebnisse internationaler empirischer Untersuchungen, wie z.B. jene von Helmut Kury: Zur (Nicht)wirkung von Sanktionen Nicht einmal im Kriminalbereich erzielen sie den gewünschten Erfolg.

Die Mediatorin Liv Larsson schreibt:
„Wenn wir „Fehler“ von Kindern bestrafen, indem sie ausgeschlossen werden, lernen sie Strategien, die sich auf lange Sicht als lebensgefährlich sowohl für sie selbst als auch für andere erweisen können. Menschen sind immer dann gewillt, sich zu verändern, wenn die Veränderung auf Freiwilligkeit baut und sie die Möglichkeit sehen, damit mehrere Bedürfnisse zu erfüllen.“

Wenn Strafen nichts bringen und auch nicht Haltungen wie: „Die sollen ja nicht glauben, dass ich mir alles gefallen lasse!“ Und auch nicht die weitverbreiteten Ankündigungen wie: “ Wenn du …., dann …“ oder: „Tu‘ das, … sonst.“

Was dann?

Die Lösung liegt in Ansätzen, die sehr oft übersehen werden, weil uns unsere Wut und unsere Überforderung und auch unsere Gewohnheiten oft auf eine unkonstruktive Fährte bringen.

Der Entwicklungspsychologe James W. Prescott schreibt, dass unter anderem folgende Faktoren der Gewalttätigkeiten vorbeugen:

– Vermeidung von körperlichem und emotionalem Schmerz und Bestrafungen
– viel Körperkontakt

Da bereits in den letzten Jahren und vor allem in den vergangenen 17 Monaten Berührungen in der Schule immer mehr zu einem Tabu geworden sind, ist es nicht erstaunlich, wenn Aggression und Gewalt zunehmen.

Doch:
„Niemand explodiert in tödlicher Gewalt, ohne dass er oder sie sich gedemütigt fühlen. Deshalb ist ein wesentlicher Punkt bei der Gewaltprävention der, wie wir Schamgefühl bei uns selbst und bei anderen auffangen können, bevor diese tragische Folgen haben.“ Liv Larsson

Wie kann man nun überschäumende Gefühl auffangen und mit Gewalt in der Schule umgehen?

Hier 7 oft übersehene Lösungsansätze, um Konflikte mit Muslim*innen konstruktiv zu begleiten:

1. Was sind meine Gefühle und wie geht’s mir damit?

Gewalt mitzuerleben, ist laut Experimenten der CIA selbst für Pflanzen herausfordernd. Wir Menschen jedoch lassen uns noch viel stärker von unseren Gefühlsfluten mitreißen. Deswegen ist es besonders wichtig, immer wieder bewusst gut auf sich selbst zu schauen.

2. Was ist mir wichtig?

Bei jedem Vorhaben ist es notwendig, sich zu überlegen, was man erreichen will. Bei Konflikten braucht es noch einmal mehr einen klaren Fokus.

Geht es Ihnen um Sicherheit, Gegenseitigkeit, Verständnis, Ruhe, Selbstbestimmung, Akzeptanz, Respekt, Ordnung, Gleichwertigkeit, Zusammenhalt, Rücksichtnahme, Gemeinschaft, Anerkennung,…?

Direkt im Konflikt geht es natürlich zunächst darum, dass alle Beteiligten körperlich und emotional in Sicherheit kommen.
Doch lange vor einer Auseinandersetzung und danach ist es essentiell, sich wieder darauf zu konzentrieren, was man eigentlich wollte.

3. Raus aus dem Machtkampf

Einer der bedeutendsten Punkte ist es, jeglichem Machtkampf den Boden zu entziehen. Und dies schafft man, indem man darauf verzichtet, Recht zu haben und sich stattdessen darauf fokussiert, was einem unter Punkt 2 wichtig ist.

4. In Beziehung gehen

Die größtmögliche Wahrscheinlichkeit, Sicherheit zu schaffen, besteht dann, wenn man zu allen Beteiligten, einschließlich den verbal oder körperlich gewalttätigen Schüler*innen, eine Verbindung aufbaut und schaut, was an Gefühlen und Bedürfnissen da ist, wie z.B. Wahrgenommen werden, Sinnhaftigkeit, Selbstentfaltung, Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeit, Sicherheit, Verständnis, Lebendigkeit, Gleichwertigkeit, Schutz, Rückhalt, Ermutigung, Raum, Bewegung, Anerkennung, Respekt, ….

Wenn die Beziehung bereits aufgebaut und gepflegt wird, bevor Konflikte entstehen, kann vielen Auseinandersetzungen bereits im Voraus die Grundlage entzogen werden.

5. Gesicht wahren

Für viele muslimische Schüler*innen ist es von besonderer Wichtigkeit, dass ihnen Beschämung erspart bleibt. Es ist auch ohne Bloßstellung möglich, Grenzen zu ziehen und zum Ausdruck zu bringen, wie man die Situation findet. Man erspart dadurch nicht nur den jeweiligen Schüler*innen die Schmach, sondern auch dem Umfeld erneute Übergriffe, wenn die Schüler*innen als Reaktion ihre überschwappenden Gefühle an ihren Mitschüler*innen auslassen.

6. Vorleben, was man sich wünscht

Wichtig ist es, sich dabei Fragen zu stellen, wie:

„Was ist mein Anteil am Konflikt, was der der anderen?“

„Lebe ich respektvollen, selbstreflektierten Umgang vor? Oder verlange ich das nur von den anderen, um mir selbst die Unannehmlichkeit zu ersparen?“

Und sie ehrlich zu beantworten – zumindest sich selbst gegenüber.

7. Klarheit

Seine eigenen Erwartungen klar auszudrücken, ist der Schlüssel zur Lösung von Konflikten. Es ist von großer Bedeutung, sich zunächst selbst klar zu werden, was das Ziel ist und dies dann so klar und deutlich wie möglich zum Ausdruck zu bringen.

„Wenn wir die Bedürfnisse verstehen, die unser eigenes Verhalten und das von anderen motiviert, haben wir keine Feinde mehr.“ Marshall Rosenberg, Begründer der Gewaltfreien Kommunikation

Über den Umgang mit muslimischen Jungen finden sie Informationen in Blogartikel Muslimische Jungs: 5 Tipps im Umgang mit ihnen

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